Lästig oder wertvoll? Bielefelder Bäume
Vilsendorf, März 2006: Am Hasenpatt, im Naturschutzgebiet Moorbachtal, fehlten plötzlich zwei schöne Eichen. Das Pferd auf der Weide, die Wanderer auf dem Hasenpatt verloren einen vertrauten Schattenspender; zahlreiche Vögel verloren ihr Revier; Liebhaber des Ravensberger Hügellandes verloren eine anmutige Aussicht.
Am Hasenpatt unterhalb von Vilsendorf fehlen seit 2006 drei Eichen, die den hässlichen Rand des Neubaugebietes gnädig verdeckten. Fotos: Korff
Rathaus, Juni 2006: Gerlinde Volland und Jens Jürgen Korff brachten den Fall vor den Landschaftsbeirat der Stadt Bielefeld. Das Umweltamt ermittelte den Eigentümer und verwarnte ihn, denn diese Bäume waren ausnahmsweise geschützt gewesen, da sie in einem Naturschutzgebiet standen. Korff regte an, gemeinsam mit den Vertretern der Landwirtschaft im Beirat und dem Teutoburger-Wald-Verein an alle Bielefelder Landwirte heranzutreten, die wertvolle Bäume im Landschaftsschutzgebiet und speziell am Rand von Wanderwegen besitzen. Wie könnte man sie am besten auf den Wert aufmerksam machen, den diese Bäume für viele Menschen haben? Die Frage blieb zunächst offen.
Babenhausen, Januar 2007: Acht ehrwürdige Eichen an der Babenhauser Straße zwischen »Dönekes« und Andreaskirche wurden im Januar 2007, kurz vor dem Orkan, gefällt, weil sie die Neubaupläne der Grundbesitzer erschwert hätten. Umweltamt und Bezirksvertretung hatten vergeblich versucht, in Verhandlungen mit den Besitzern die Bäume zu retten.
Januar 2007 wurden in Babenhausen acht wunderschöne, gesunde Eichen gefällt. Foto: Neue Westfälische (Tetmeyer)
Rathaus, Februar 2007: Auf Initiative von Jens J. Korff und Prof. Dr. Roland Sossinka (BUND) beschloss der Landschaftsbeirat der Stadt Bielefeld nach kontroverser Debatte mehrheitlich eine Initiative zum Schutz heimatprägender Bäume: „Der Landschaftsbeirat bedauert sehr den verlust von acht landschaftsprägenden alten Eichen in Babenhausen, die offenbar ohne Abstimmung gefällt worden sind. Mit solch ehrwürdigen Bäumen, die viele Jahrzehnte lang eine reizvolle Landschaft oder einen Stadtteil geprägt und lebenswert gemacht haben, geht immer auch ein Stück Heimat verloren… Eine Baumschutzsatzung würde die Bielefelder Bürger vor weiterem Verlust an Lebensqualität in dieser Stadt schützen…“
Bad Salzuflen, Mai 2007: Die Regionalgruppe Detmold des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) beschloss auf Antrag der Kreisgruppe Bielefeld, die Aktion „Bielefelder Bäume“ finanziell zu unterstützen. Ziel der Aktion ist es, in der Öffentlichkeit ein stärkeres Bewusstsein dafür zu wecken, wie wertvoll stadt- und landschaftsprägende Bäume sind. Die Bürger sollen die Möglichkeit bekommen, Fotos von ihren Lieblingsbäumen im Internet zu präsentieren. Wenn dennoch solche Bäume gefällt werden, wie Anfang des Jahres in Babenhausen geschehen, soll jeweils eine kleine Fotoausstellung vor Ort an den Verlust erinnern.