Kastanie am Mauseteich

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Ort: Mauseteich 7
Baumart: Rosskastanie (Aesculus hippocastanum)
Zeit: Januar 2008, Juni 2009?
Fotos: N. N.

 

In unserem Garten steht diese alte Kastanie. Der Gärtner und Botaniker nennt sie „Aesculus hippocastanum“.

Ihr Alter schätze ich heute auf rd. 130 Jahre. Da wir jetzt das Jahr 2014 schreiben, müsste dieses Lebewesen das Jahre 1880 schon erlebt haben.  Was ist während dieser Zeit schon alles geschehen? Was ist alles an ihr verbeigezogen? Es sind Episoden und Dramen wie sie keinem Dichter besser einfallen könnten.

Kaiserreich, Monarchie, Diktatur und Demokratie waren die Regierungsformen, die während dieser Zeit in unserem Land bestanden.
Sie hat die Entwicklung vom unmotorisierten zum „Automobilen Menschen“ in seiner ganzen Entwicklung erlebt. Mondflug und Postkutsche haben während seiner bisherigen Lebenszeit stattgefunden.

Wer mag diese Pflanze seinerzeit gepflanzt haben? War sie gedacht als Erholungsgrün um die Teiche, die in diesen Bereich gewesen sind. Oder wurde sie gepflanzt aus Anlass einer Geburt oder Hochzeit?

Sie wurde wohl um 1880 zur Eröffnung der Gaststätte Goldstein an der Windelsbleicher Str. / Mauseteich gepflanzt, dazu noch mehrere andere Schattenspender für die damalige Ausflugsgaststätte. Das sagte mir 1982 die damals noch lebende Frau Goldstein. Sie war damals rd. 90 Jahre alt; die Gaststätte hätte das hundertjährige Jubiläum feiern können.

In dem Ausflugs- und Vergnügungslokal trafen sich die Bielefelder und Brackweder an Sonn- und Alltagen. Unzählige Feiern wurden in dem zu ihren Wurzeln liegenden Saal gefeiert. Sie hat den Staub der Straße und des Sommers gebunden, sie hat vielen Geschöpfen Sauerstoff zum Atmen gespendet. Mehrere Generation hat sie kommen und gehen sehen.

Sie hat den Einzug unserer Familie erlebt, wie unsere Kinder in seinem Schatten im Sandkasten gespielt haben, wie sie aufgewachsen sind und heute auch schon groß und wieder aus ihrem Schatten gegangen sind. Sie hat Generationen erlebt, vom Kleinkind bis zum Greis. Sie gibt unzähligen weiteren Lebewesen wie Vögeln, Insekten, Moosen, Flechten einen Ort für ihr Leben. Sie hat in den heißen Sommern unsere Luft gekühlt und den Staub der umliegenden Straßen durch ihre Blätter gefiltert.

Sie hat erlebt: Geburt und Tod, Kriege und Frieden, Freude und Trauer. Der Baum, ein Lebewesen, das uns Menschen gut tut. Ein Baum kann wahrscheinlich nicht denken und fühlen. Aber es tut ihm gut, wenn man seine Bedürfnisse achtet. Er ist ein wichtiger Teil unserer biologischen Kreisläufe und auch unseres Lebens mit Mensch, Tier und Pflanze!

Dass der Baum noch erhalten ist, liegt an damals gültigen Baumschutzsatzung. Wegen des Baumes auf dem Grundstück konnte unser Reihenhaus etwas schlechter verkauft werden. Aber für mich als Gartenbauingenieur war das kein Grund, nicht zu kaufen. Auch die anliegenden Nachbarn haben die Kastanie akzeptiert, obwohl sie viel Arbeit macht und neben den Wohltaten auch einiges an Kosten und Arbeit verursacht.   In diesem Jahr haben wir Baumkletterer aus Gütersloh mit dem Entfernen lockerer Äste beauftragt (Gefahrenabwehr), und um allgemeine Gesundheitheitseinschätzung zu bekommen. Nach Auskunft der Firma Maurer befindet sich der Baum in einem guten Gesundheitszustand. (Übrigens hat die Firma eine sehr gute Arbeit gemacht und kann für diese Arbeiten empfohlen werden.)

Für uns Menschen als denkende Wesen besteht eine Verantwortung für dieses Lebewesen um diesen kleinen Teil der biologischen Kreisläufe zu schützen und zu erhalten.

Bielefeld-Brackwede, im Jahre 2014

N. N.

 

3 Antworten zu “Kastanie am Mauseteich”

  1. Bielefelder Bäume » Blog Archive » Frieren Bäume im Winter durch? sagt:

    […] kommt die Kastanie am Mauseteich unbeschadet durch den eisigen […]

  2. Rosenbaum sagt:

    Die Kastanie hat so viele Stürme, Eisregen und sonstige aussergewöhnlichen Natureignisse überstanden. Deshalb sind wir optimistisch, dass das noch lange so bleiben möge. Es ist klar, das kein Organismus ewig lebt. Möge sie uns noch lange Schatten und Sauerstoff spenden.

  3. Rosenbaum sagt:

    Hallo Herr Korff,

    vielleicht können sie sich noch erinnern. Wir haben eine alte Kastanie, die jetzt dem Kastanien Virus zu Opfer gefallen ist. Mit Sorge haben wir schon die immer stärkeren Befälle der Kastanien Miniermotte verfolgt. In diesem Jahr ist Sie wohl dem Pseudomonas syringiae Bakterium zum Opfer gefallen. Die schwarzen Flecken, der Saftfluss und ein vermindertes Wachstum konnten wir beobachten. Die jetzigen Knospen fürs nächste Jahr scheinen zu vertrocknen oder treiben in der Spitze ganz wenig aus.

    Wir haben uns mit einer Baumfirma und mit dem Umweltbetrieb in Verbindung gesetzt. Sie konnten uns keine richtige Hoffnung machen. Um nun Schaden vorzubeugen, werden wir den Baum fällen lassen.

     

    Mit traurigem Gruß

     

    Wilhelm Rosenbaum

     

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