Die schönsten Bäume von Bielefeld

Eiche Alter Friedhof 2  Platane Niederwall 1  Silberahorn Neustädter Marienkirche   Friedenslinde3  Buche Adenauerplatz 2  Zeder am Johannisberg 3

So, 2. Juni 2013, 10.30 Uhr, Alter Friedhof Jahnplatz (Friedrich-Verleger-Str.):

Stadtrundgang zu 18 besonders schönen Bäumen in der Bielefelder Innenstadt: 2 Blutbuchen und eine Eiche auf dem Alten Friedhof Jahnplatz, Platane auf dem Altstädter Kirchplatz, große Platane am Niederwall, Silberahorn und Friedenslinde an der Neustädter Marienkirche, Blutbuche am namu, Kiekstadt-Esche an der Sparrenburg, 2 Blutbuchen bei der Musik- und Kunstschule, Buche und Ginkgo am Adenauerplatz, Kastanie im Kunsthallenpark, Silberahorn Wertherstr. 7, Zeder am Caroline-Oetker-Stift, Bergahorn im Bielefelder Pass, Eichen, Linden, Hainbuchen und Schlitzblättriger Spitzahorn auf dem Johannisberg.

Die Wanderung dauert ca. 2 Stunden und endet auf dem Johannisberg. Von dort ist in 10 Min. die Bushaltestelle Uhlandstraße (Linie 24), in 15 Min. die Stadtbahnhaltestelle Adenauerplatz (Linie 1) und die Bushaltestelle Kunsthalle erreichbar.

Das Faltblatt zum Rundgang ist in der Regel an der Tourist-Information (Niederwall/Rathaus), im Ratscafé, im Café Schäfer (Kunsthalle) und im Naturkundemuseum namu erhältlich.

Das Faltblatt als PDF (2 MB)

Die letzten geführten Wanderungen fanden am 3. Juni 2012 (im Rahmen der Sternwanderung am Tag der Artenvielfalt) und am 12. Oktober 2012 statt.

11 der 18 Bäume sind Naturdenkmale.

Naturdenkmale stehen unter einem besonderen Schutz. Sie dürfen nicht entfernt, beschädigt oder beeinträchtigt werden. Dazu gehören die größten, schönsten, ältesten oder sonderbarsten Bäume, die die Stadt zu bieten hat.
Die Pflege und Unterhaltung der so geschützten Bäume obliegt dem Umweltamt der Stadt Bielefeld. Die Bäume werden mindestens einmal im Jahr auf ihren Zustand und eventuelle Schäden kontrolliert. Wenn Schäden durch Fäulnis, Pilze, Sturm oder Blitzschlag entstanden sind, müssen diese zur Erhaltung des Baumes und zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit behandelt werden.
Die Naturdenkmale sind nach der Naturdenkmalverordnung vom 16. März 2007 oder nach den drei Bielefelder Landschaftsplänen geschützt.
Warum gibt es Naturdenkmale?
Die rechtliche Grundlage zum Ausweisen von Naturdenkmalen gibt das Landschaftsgesetz Nordrhein-Westfalen (PDF). Demnach sind Naturdenkmale Einzelschöpfungen der Natur, deren besonderer Schutz aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit erforderlich ist.
Bei den 87 Naturdenkmalen in Bielefeld handelt es sich um 67 Baumnaturdenkmale mit 104 Einzelbäumen, 18 geologische Naturdenkmale (überwiegend Findlinge) sowie zwei Kombinationen aus beiden.
Am bekanntesten sind die Platane am Niederwall aus dem Jahr 1742 mit einem Stammumfang von 5,50 Metern sowie die sogenannte Friedenslinde an der Neustädter Marienkirche mit einem Stammumfang von über sechs Metern. Sie wurde nach Überlieferungen im Jahr 1648 zum Ende des Dreißigjährigen Krieges gepflanzt.

1. Station: Alter Friedhof am Jahnplatz

Auf dem 1808 gegründeten Friedhof wachsen viele schöne Bäume, darunter eine urige Blutbuche, eine weitere große Blutbuche (beides Naturdenkmale) und eine knorrige Eiche. Der Friedhof ist seit 2000 wieder in Betrieb. Das Haupttor stand bis 1928 dort, wo jetzt das Haus der Technik steht. Die große Blutbuche auf dem Alten Friedhof (Naturdenkmal) ist rd. 160 Jahre alt und hat einen Stammumfang von 3,70 m.

Zur Geschichte des Alten Friedhofs
Seit den Stadtgründungen im frühen Mittelalter bestatteten die Bürger ihre Toten auf den Kirchhöfen unmittelbar bei den Kirchen. Dies änderte sich 1804, als Napoleon bestimmte, dass neue Begräbnisplätze außerhalb von Städten und Ortschaften mit einer Entfernung von 35 m anzulegen seien. 1808 beschloss der Magistrat der Stadt Bielefeld, auf rund 14.500 qm eine Begräbnisstätte der damals 6.000 Einwohner zählenden Stadt zu errichten. Die Fläche wurde mit einer 2 ½ m hohen Ziegelsteinmauer eingefasst und mit einem monumentalen Eingangsportal ausgestattet. Zwei Torpfeiler aus Sandstein von 5 m Höhe und 1 m Stärke hielten ein schmiedeeisernes Flügeltor.
1874 beschloss der Magistrat, den Alten Friedhof zu schließen und in eine Parkanlage umzuwandeln. In den vorhandenen Erdbegräbnisstätten wurden auf Wunsch von Angehörigen noch vereinzelt Bestattungen durchgeführt.
1928 wurde das „Haus der Technik“ an der Heeper Straße erbaut. Hierfür wurde eine Friedhofsfläche von rund 2.100 qm entlang der Heeper Straße abgegeben. Dabei wurden das Eingangsportal und das Totengräberhäuschen abgerissen.
1983 wurden 302 denkmalwürdige Grabmale aufgenommen. Davon sind 33 Steine älter als 1850. Hierüber wurde eine Fotoarchiv angelegt. Viele bekannte Bielefelder Persönlichkeiten wurden im Laufe der Jahrzehnte auf dem Alten Friedhof beerdigt. Unter ihnen die Bürgermeister Körner und Delius, die Kaufleute und Fabrikanten Bansi, Bozi, Crüwell, Upmann und Woermann sowie der Schauspieler Junkermann und die Sängerin Marie Crüwell (eine Schwester von Sophie Crüwell).
1986 wurde der Friedhof als Gesamtanlage mit den Grabmalen und Grünanlagen unter Denkmalschutz gestellt, da er als Begräbnisplatz des 19. Jahrhunderts eine hohe stadtgeschichtliche und kulturhistorische Bedeutung hat.
2001 Einweihung und Inbetriebnahme der neuen Kapelle.

2. Station: Altstädter Kirchplatz mit Platane

Die Platane zwischen Ratscafé und Altstädter Nicolaikirche erfreut mit ihren großen grünen Blättern die Cafégäste und die Rastenden auf den Parkbänken. In der gotischen Hallenkirche befindet sich ein sehenswerter Antwerpener Schnitzaltar von 1534. Das Bronzerelief des Portals schuf Gerhard Marcks 1963. Das Glockengeschoss des Turms aus Stahlbeton entstand 1961/62.

3. Station:  große Platane am Niederwall

Wohl der bekannteste Bielefelder Baum (Naturdenkmal), rd. 270 Jahre alt, mit 5,48 m Stammumfang. Sie beherrscht die Kreuzung Niederwall / Am Bach / Hermannstraße.
Unter der Straße „Am Bach“ fließt die zur Werre und Weser abgeleitete Lutter. Sie bildete im Mittelalter die Grenze zwischen Bielefelder Altstadt und Bielefelder Neustadt. Diese entstand ab 1293, als die zum Bau der Sparrenburg (ab 1240) benötigten Handwerker am Fuße des Sparrenberges vor den Toren der Stadt siedelten. Die Neustadt wuchs ungeplant, hatte jedoch mit der Neustädter Marienkirche eine eigene Kirche. In dieser Zeit entstanden drei von einer Stadtmauer gesicherte Siedlungskerne: Das Marienstift, die Handwerkersiedlung an der heutigen Breiten Straße und die Adelshöfe nahe der heutigen Kreuzstraße. Altstadt und Neustadt hatten jeweils eine eigene Verwaltung, waren bis ins 16. Jahrhundert voneinander unabhängig und wurden erst 1520 zu einer Stadt vereinigt. In dieser Zeit hatten beide Städte zusammen rund 3.000 Einwohner.

4. Station: Neustädter Marienkirche mit Silberahorn, Friedenslinde und Blutbuche

Die größte Kirche Bielefelds wurde 1293 im gotischen Stil errichtet und diente als Pfarrkirche der Bielefelder Neustadt. Später wurde sie zur Familienkirche des Ravensberger Grafen Otto III. und seiner Gemahlin Hedwig umgebaut. Neben ihrer Pfarrfunktion war die Kirche Stiftskirche mit zwölf Kanonikern. Im Zuge verschiedener Bauphasen erhielt die Kirche bis ungefähr 1512 ihre heutige Form. Der Westteil mit den beiden Fassadentürmen wurde 1494 fertiggestellt. Während der Reformation wurde die Kirche gleichzeitig von katholischer und evangelischer Seite in Anspruch genommen. Die meisten Kanoniker blieben katholisch, die Pfarrgemeinde wurde evangelisch. Die Turmhelme wurden nach einem Sturmschaden 1703 in den folgenden Jahren durch neue Turmhauben in barocker Form ersetzt. Bei dem großen Bombenangriff auf Bielefeld am 30. September 1944 wurden Dach und Turmspitzen zerstört, die Gewölbe blieben jedoch intakt. Das neue Dach des Kirchenschiffes entstand um 1947; die Turmspitzen wurden 1966 neu errichtet.

Der urige Silberahorn steht an der Nordseite des Chores, Papenmarkt Nähe Breite Straße. Die Friedenslinde an der Südseite des Chores (zur Kreuzstraße hin) wurde wohl 1648 anlässlich des Westfälischen Friedens gepflanzt und ist mit 6,26 m Stammumfang der dickste Baum Bielefelds. Eine prächtige Blutbuche steht vor dem Spiegelschen Hof (Kreuzstraße), in dem sich heute das Naturkundemuseum namu befindet. Der 1540 bezeichnete Spiegelshof war ein Adelshof: ein zweigeschossiger verputzter Bruchsteinbau im Stil der Weserrenaissance. Die Schmalseiten werden von Radzinnengiebeln geschmückt. Das Treppenhaus wurde 1682 angefügt.

5. Station: Sparrenburg mit Kiekstadt-Esche und Mauer-Eiche

Die Sparrenburg, eigentlich Burg Sparrenberg, ist das Wahrzeichen Bielefelds und überragt das Stadtzentrum um rund 60 Meter. Ie wurde ursprünglich um 1250 erbaut. Die Festungsanlagen stammen aus dem 16. Jahrhundert, der Bergfried (Turm) wurde 1842 wieder aufgebaut, der repräsentative Palas 1888.

Neben dem Kiekstadtrondell, einem Teil der um 1550 erbauten Festungsanlage, steht eine hoch gewachsene Esche und blickt von ihrem Logenplatz über die Altstadt. Sie ist vom Kunsthallenpark aus gut zu sehen und verdeckt teilweise den Turm. Über der langen Mauer Richtung Bethel thront eine schöne Eiche. Auf dem Schusterrondell wächst u. a. ein Spitzahorn; auch das Marienrondell krönen Bäume, an denen man in Sommernächten gut die Fledermäuse beobachten kann.

6. Station: Musik- und Kunstschule mit Blutbuchen

Die frühere Kunstgewerbeschule unterhalb der Sparrenburg, zur Gadderbaumer Straße hin, ist ein interessanter Jugendstilbau aus dem Jahre 1913. An der Nordseite, rechts vom Haupteingang, in Richtung Straße, stehen dicht beieinander zwei prächtige Blutbuchen (Naturdenkmal).

7. Station: Adenauerplatz und Kunsthalle mit Buche, Ginkgo, Lindenallee und Kastanie

Das kubische, mit rotem Sandstein verblendete Gebäude der Kunsthalle wurde nach einem Plan des amerikanischen Architekten Philip Johnson 1968 erbaut, auf Basis einer Stiftung von Rudolf-August Oetker. Die Sammlung umfasst Werke der Kunst des 20. Jahrhunderts, darunter Werke von Pablo Picasso, Max Beckmann, des Blauen Reiter und aus Strömungen um László Moholy-Nagy oder Oskar Schlemmer. Neben der Stahlplastik von Richard Serra steht ein großer Ginkgo. Schräg gegenüber, zwischen den Bürohäusern Adenauerplatz 3 und 4, wächst eine mächtige Buche (Naturdenkmal). Man sieht sie nur richtig, wenn man sich auf die ungeliebte Nordseite des Platzes begibt. Auf dem Weg dorthin sieht man in die Lindenallee, die in der Straßenmitte angepflanzt wurde, wobei die kurzen Basaltstelen neben jedem Baum auffallen. Die Linden wurden 1985 von Bürgern gestiftet und sind Teil des Projektes „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung„, das Joseph Beuys 1982 in Kassel startete, zugleich Teil des Bielefelder Projektes „Grüner Stadtring„. Eine weitere „Beuys-Eiche“ befindet sich im Waldhof, gestiftet vom Kunstverein. Im Kunsthallenpark standen noch 2007 zwei mächtige Kastanien, von denen heute nur noch eine erhalten ist. Ihr Schatten ist im Sommer einer der lauschigsten Rast- und Schauplätze der Bielefelder Innenstadt.

 

2 Antworten zu “Die schönsten Bäume von Bielefeld”

  1. Harald Scholz sagt:

    Tolle Idee! Der Artikel heute in der NW hat mich auf die Seite aufmerksam gemacht. Die 500 Flyer sind bestimmt schnell weg. Sollte man den Flyer nicht als PDF-Dokument hier einstellen? Auch ein GPX-Track wäre toll. Bitte nicht missverstehen, das soll keine bequeme Konsumentenforderung sein. Einen GPX-Track fürs Navi würde ich durchaus auch selbst erstellen. Grüße Harald

  2. korfftext sagt:

    Danke für die Hinweise! Den PDF-Link habe ich gerade ergänzt. Das andere werden wir uns in Kürze überlegen. Beste Grüße, Jens J. Korff

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